06:30, der Wecker klingelt! Schnell stehe ich auf und mache
mir einen Kaffee. Das Frühstück verschiebe ich auf später, damit ich noch genug
Zeit habe um mich zu waschen und anzuziehen.
Um halb acht fährt der Bus, der mich direkt vor den Eingang
der nächsten Migros bringt, die öffnet ihre Tore um acht. Ich bin etwas früher
da, aber das macht nichts, so kann ich bereits in Ruhe mein Jeton für das Wägeli
rauskramen und den Einkaufszettel parat legen.
Ein wenig ungeduldig stehe ich nun, vor der noch
geschlossenen, Tür. Mein Blick geht zu der Uhr die direkt beim Eingang hängt und
dann auffordernd zu der Verkäuferin, die endlich die Türe öffnen soll, es ist
schliesslich nun genau acht Uhr und ich will nicht den ganzen Tag hier
rumstehen.
5 Minuten später bin ich im Laden und beeile mich, alles auf
meiner Einkaufsliste aufgeschriebene einzukaufen. Vor mir zwängt sich eine Mutter
mit ihrem übergrossen Familienwagen durch die engen Gänge und neben mir höre
ich ein paar Jugendliche die wohl noch schnell ihr Züni kaufen wollen.
Kopfschüttelnd sehe ich ihnen nach, wie sie zur Kasse rennen. Früher hat uns
unsre Mutter noch das Züni gemacht, da gab es kein Geld um schnell ein Brötli
in der Migros zu posten.
Draussen treffe ich eine befreundete Frau mit ihrem Hund und
wir beschliessen uns noch schnell einen Kaffee zu genehmigen bevor ich wieder
nach Hause muss. Der Haushalt macht sich ja nicht von alleine.
Um zwölf muss ich kochen, damit das Essen auch pünktlich um
halb eins auf dem Tisch steht, das ist einfach so, daran haben wir uns
jahrelang gewöhnt. Um 10 vor zwölf fällt mir aber ein, dass ich zu wenig
Bratensauce habe. Also nochmals los. Leicht gestresst hetze ich in die Migros, schnappe
mit die Dose mit Bratensauce und eile zur Kasse an welcher eine Riesenschlange
steht. Mit den Arbeitern ist es wie mit den Schülern. Früher haben wir uns
unser Mittagessen mitgenommen, heute müssen die alle über den Mittag ins Migros
gehen und Leute wie mich aufhalten. Sauerei, denke ich während ich ungeduldig
anstehe. Schliesslich schaffe ich es doch bis zur Kasse, krame mein Portemonnaie
heraus und schütte das Münz in meine Hand. Für diesen kleinen Betrag will ich also
nicht die frische 20iger-Note anfangen. Diese 3.80 bringe ich doch auch noch so
her. Und obwohl die Zeit eilt zähe ich die Münzen raus bis ich feststellen
muss, dass ich genau 20 Rappen zu wenig haben. Das ist ärgerlich, aber
vielleicht habe ich mich auch verzählt, der Büezer hinter mir tritt nämlich
ziemlich ungeduldig dauernd von einem auf den anderen Fuss und macht mich ganz nervös. Der soll mal nicht
so tun, hätte er sich sein Mittagessen mitgenommen müsste er jetzt nicht hier
stehen und warten. Nein, richtig gezählt, es fehlen tatsächlich 20 Rappen, also
muss ich notgedrungen doch mit der 20iger bezahlen.
Nun muss ich mich aber beeilen, wenn das Essen noch pünktlich
auf dem Tisch stehen soll.
Nach dem Mittagessen, welches übrigens pünktlich fertig war, räume ich die Küche auf und mache
erstmal ein Mittagsschläfchen. Nur ein kurzes, ich habe mich um 15:00 Uhr mit
meiner Freundin zu Kaffee und Kuchen verabredet, also stehe ich kurz nach Zwei Uhr
wieder auf und mach mich auf dem Weg in die Stadt. Das Wetter ist schön und so
beschliessen wir uns draussen einen Platz zu suchen.
Wir geniessen den Nachmittag zusammen bis ich merke, dass es
ja schon wieder kurz vor Fünf ist. Um 18:00 kommt doch diese Sendung auf dem
Schweizer die ich unbedingt sehen will. Ausserdem gibt es dann auch Abendessen.
Also verabschiede ich mich von meiner Freundin und gehe zum Bahnhof um dort in
den Bus zu steigen.
Der Bus Peron ist schon voller Leute und ich muss mich
durchdrängen damit ich direkt vor der Stelle stehe an welcher dann die Türen des Bus aufgehen, nicht dass ich zu spät einsteige und dann nicht mehr sitzen
kann! Als der Bus kommt drängen sich immer mehr Leute heran. Etwas ungeduldig
warte ich bis die Ankommenden ausgestiegen sind und dränge mich dann rein. Eine
Gruppe junger Frauen setzt sich direkt auf den Vierer-Platz denn ich sonst
immer nehme. Etwas ungehalten sehe ich sie an. Diese Jugend… die könnten also
wirklich stehen und uns Alten Platz machen. Schliesslich sehe ich doch noch
einen freien Zweier-Platz und ich setzte mich schnell auf den äusseren Platz,
nicht dass ich ans Fenster gedrängt werde und mich dann mühsam rausdrängen
muss, wenn ich aussteigen will. Der Bus füllt sich bis auf den letzten Platz.
Alles junge laute Leute, die laut reden oder Musik aus ihren Kopfhörern so laut
hören dass ich es mithören muss. Ein junger Herr fragt mich schliesslich ob der
Platz neben mir noch frei ist und ich bin kurz versucht zu sagen, dass er
besetzt ist, aber ich lass es dann doch sein und lass ihn mit einem lauten
Seufzer nach hinten damit er absitzen kann. Ich verstehe nicht ganz warum er unbedingt
sitzen muss. So wie er aussieht hat er sicher den ganzen Tag in einem Büro verbracht
und konnte sicher genug sitzen. Und selbst wenn nicht, die jungen Dinger
arbeiten heute doch nur noch knapp ihre 8 Stunden, da soll mir keiner sagen er
wäre am Abend müde. Nicht so wie wir, die noch den ganze Tag hart arbeiten
mussten.
Zwei Haltestellen vor meiner will der Herr natürlich prompt
raus und ich muss schon wieder aufstehen. Dass die auch alle genau dann auf den
Bus wollen, wenn ich ihn benutze. Aber das ist halt auch wieder so etwas.
Früher haben wir noch bis 19:00 oder 20:00 Uhr gearbeitet, heute hat jeder
schon um 17:00 Feierabend und meint dann er müsse denn älteren Menschen
die Sitzplätze nehmen.
Als der Bus vor der Migros hält, fällt mir ein, dass ich ja
noch ein Brot für das Abendessen brauche. Also steige ich hier mit der ganzen Menschenmenge
aus um noch schnell eins zu holen. Nur schnell ist schwer. Es ist Freitagabend und jeder meint er müsse
noch einkaufen gehen. Ich verstehe das nicht, die haben doch sicher alle am
Samstag frei, die könnten doch am Samstagmorgen einkaufen gehen. Wenn ich mich nicht
beeile verpasse ich den Anfang meiner Sendung.
Seufzend gehe ich zum Brotregal um festzustellen, dass mein
geliebtes Roggenbrot nicht mehr da ist.
Mich umsehend erblicke ich eine Verkäuferin und gehe zu ihr
um sie zu fragen ob es denn nochmals Brot gibt. Mit Bedauern schüttelt sie den
Kopf und meint, dass es dieses Brot nur einmal im Tag gibt und dass ich dafür
schon am Morgen kommen müsste, als ob ich den ganzen Tag Zeit hätte um an Brot
zu denken, dass ich am Abend brauche. Ausserdem wäre es ja dann bis zum Abend nicht
mehr so frisch. Aber es hätte noch Ruchbrot auf der anderen Seite. Grummelnd
nehme ich halt dieses Ruchbrot, es bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ich
schlängle mich neben all den Leuten mit ihren vollen Einkaufswagen hindurch und
gehe zur Kasse an welcher, wie könnte es auch anders sein, eine Schlange steht.
Eine Verkäuferin weist mich darauf hin, dass ich auch bei der
Self-Scanning-Kasse bezahlen könnte, wenn ich nur ein Brot habe. Aber ich
bezahle nicht gerne mit Karte, da weiss man nie ob es auch klappt und ich weiss
den Pin-Code zudem nicht auswendig und überhaupt dieses neumodische Zeugs ist
viel zu unsicher. Also bleibt mir nichts anderes übrig als anzustehen.
Schliesslich stehe ich vor der Kassiererin und krame mein
Münz raus, davon habe ich ja nun genug, nachdem ich am Mittag mein 20iger
wechseln musste.
Kurz vor sechs bin ich endlich zu Hause. Ich habe Glück und
kann meine Sendung von Anfang an gucken. Gegen neun muss ich aber ins Bett,
damit ich morgen um 6:00 aufstehen kann, morgen ist Samstag und da geht die
Migros schliesslich schon um 7:30 auf und ich muss doch mein Roggenbrot kaufen
gehen…